22. Mai 2023
Frauen im Handwerk

Wieso Betty ihren Job als Schreinerin aufgegeben hat

„Als Frau musste ich ständig beweisen, dass auch ich handwerklich arbeiten kann“, erinnert sich Betty Kappeller an ihre Schreiner-Lehre. Hier erzählt sie, was sie sich in ihrem Job als Frau alles anhören musste, wieso sie nach ihrer Ausbildung den Beruf an den Nagel hing und warum sie das Schreinern trotzdem nicht ganz aufgegeben hat.

Betty Kappeller, Schreinerin

Betty Kapeller hat Anfang 2021 ihre Schreinerausbildung abgeschlossen und war eine von vier Frauen unter 60 Auszubildenden. Nach der Ausbildung entschied sie, in dem Beruf nicht mehr zu arbeiten.

Betty Kappeller, Schreinerin

17 Euro brutto Durchschnittsverdienst die Stunde bei einer anstrengenden 40-Stunden-Woche: Für sie keine attraktiven Aussichten. Aber es gab noch andere Gründe, warum sie sich gegen den Verbleib in der Schreinerei entschied.

Betty Kappeller, Schreinerin

Im Jahr 2021 waren laut Bundesagentur für Arbeit rund 84 Prozent der Beschäftigten in der Kunststoff- und Holzherstellung bzw. -verarbeitung männlich und nur etwa 16 Prozent weiblich.

Betty Kappeller, Schreinerin

Betty fühlte sich manchmal fremd im Betrieb: „Als einzige Frau in der Werkstatt wurde ich anders wahrgenommen und meine Arbeit anders bewertet. Das ständige Beweisen, dass auch ich die handwerkliche Arbeit kann, wurde mir zu viel.“

Betty Kappeller, Schreinerin

Außerdem war es schwierig, Arbeitskleidung für mich zu finden, in der man sich als Frau wohl fühlt. Die Kleidung war meist eher männlich und zu locker geschnitten.

- Betty Kapeller

Betty Kappeller, Schreinerin

Schafft Sie das? Hat sie genügend Kraft für den Auftrag? Fragen, die sie von den Kund:innen zu hören bekam. Nach der Ausbildung entschied sie, den Beruf nur noch als Hobby auszuüben. In ihrer eigenen Werkstatt zu Hause zweifelt nun keiner mehr daran, dass sie es schafft. Ihr Geld verdient sie jetzt im Event-Management.

Betty Kappeller, Schreinerin

Infos

Wie wird man Schreiner:in?

Die offizielle Berufszeichnung lautet „Tischler:in“. Schreiner:in bzw. Tischler:in meinen aber denselben Beruf. Einen Unterschied zwischen den Tätigkeiten der beiden Berufe gibt es nicht. Wer Schreiner:in werden möchte, durchläuft in der Regel eine dreijährige duale Ausbildung in einem Betrieb. Dual bedeutet: Ein Teil der Ausbildung findet im Betrieb statt, der andere Teil an der Berufsschule.

Einer Auswertung des Karriereportals Stepstone zufolge verdienen Schreiner:innen durchschnittlich 32.700 Euro pro Jahr. Die Gehaltsspanne reicht von 28.400 Euro bis 38.300 Euro.

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Kim Pälschinski

Kim Pälschinski

Kim Pälschinski, 1996 in Siegburg geboren, lieh sich als Kind immer die Kamera von ihrem Vater aus und ging damit auf Fotosafari. Mit neun Jahren fing sie an, ihre Freundinnen auf dem Ponyhof mit ihren Pferden zu fotografieren. Die tollen Fotos sprachen sich herum und immer mehr Menschen wollten von ihr fotografiert werden. Inzwischen hat sie ihre Leidenschaft zum Nebenberuf gemacht und ist als Tier- und Menschenfotografin in Bonn, Köln und im Rhein-Sieg-Kreis unterwegs.