"Als Innovationsmanagerin sollte man sein eigenes Weltbild regelmäßig hinterfragen"

Eva Köhler ist Journalistin und Innovationsmanagerin. Sie unterstützt Redaktionen dabei, innovative Konzepte und Technologien für Medienangebote zu nutzen. Die Arbeit mit Innovationen erfordere vor allem, Möglichkeiten zu sehen, wo andere nur Unmögliches sehen, sagt Köhler.

Werksgelände: Was macht man eigentlich als Innovationsmanagerin?

Eva Köhler: Sehr viel Unterschiedliches. In meinem Fall arbeite ich meistens an der Schnittstelle zwischen Redaktion, Innovation und Technologie. Das bedeutet: Ich arbeite sehr eng mit den Kolleg:innen in den Ressorts zusammen. Gemeinsam erarbeiten wir dann z. B., wie wir Social in einem Investigativ-Ressort einsetzen wollen oder wie wir Podcasts in einer Print-Redaktion umsetzen möchten. Das ist immer sehr spannend – weil ich dadurch oft an Projekten Teil haben darf, die in dem Umfeld, in dem sie entstehen, die ersten Ihrer Art sind.

Welche Erfahrungen oder Talente sollte man für den Job mitbringen?

Neugier, Offenheit und die Möglichkeit, sich selbst immer wieder zu überraschen und das eigene Weltbild regelmäßig zu hinterfragen. Als Innovationsmanager:in geht es oft auch darum, Möglichkeiten dort zu sehen, wo andere nur Unmögliches sehen. Deswegen ist die Neugier auf neue Plattformen, neue Erzählformen, neue Technologien, neue Kolleg:innen aus meiner Perspektive eine der wichtigsten Eigenschaften. Aber auch Kreativität, Empathie für Kolleg:innen und Nutzer:innen, Durchhaltevermögen und die Lust darauf, mit wechselnden Kolleg:innen im Team zusammenzuarbeiten, helfen im Alltag.

Was reizt Dich an Deinem Beruf?

Immer wieder erste Male zu erleben. Als Journalistin bin ich es gewohnt, fast täglich Neues zu lernen. Für jeden Beitrag sprichst Du mit Expert:innen und Betroffenen – das Gesamt-Bild setzt sich immer erst Stück für Stück, während der Recherche, zusammen. Ähnlich ist es als Innovationsmanager:in. Du weißt, was das Ziel ist. Du kennst den Rahmen, in dem Du dich bewegst und die Werkzeuge, die dir zur Verfügung stehen, um das Ziel zu erreichen. Wie auch bei einer Recherche sind am Anfang aber noch sehr viele Dinge unklar – weil es eben „erste Male“ sind. Es ist dein Job, die verschiedenen Werkzeuge im Laufe des Projekts sinnvoll zu verbinden und zusammen mit den Kolleg:innen das Neue, bisher Unbekannte zu erarbeiten – und das reizt mich sehr.

Als Innovationsmanager:in geht es oft auch darum, Möglichkeiten dort zu sehen, wo andere nur Unmögliches sehen.

- Eva Köhler

Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Job?

Die Unklarheit, die ein Innovationsprojekt einerseits ausmacht, und es andererseits eben auch oft herausfordernd macht. Denn: Eigentlich möchten wir Menschen gerne am Anfang eines Projektes alles wissen. Doch gerade weil das, was wir tun, neu ist, gibt es diese Sicherheit nicht. Das sorgt immer wieder für kleinere und größere Hürden während eines Projektes. Was oft hilft, sind etwas Gelassenheit und die Fähigkeit, immer wieder auf Kolleg:innen zuzugehen und Verständnis dafür aufzubauen, das Unsicherheit in solchen Projekten oft ganz normal ist.

Was war Dein bisher größter Flop im Job, und was hast Du daraus gelernt?

Ich habe einmal ein Projekt zugesagt, in dem die Rahmenbedingungen und auch das Ziel nicht feststanden. Auch während des Projektbeginns ist es uns nicht gelungen, diese Basis zu schaffen. Aus diesem Projekt habe ich sehr viel gelernt – auch, dass es gerade am Anfang eines Projektes wichtig ist, viele Fragen zu stellen und für Klarheit zu sorgen.

Tipps

Evas Tipps für den Nachwuchs

Sucht euch einen Bereich, in dem ihr gut seid und werdet zur Expert:in. Probiert euch aus, beherrscht euer Handwerk und fokussiert euch auf eure Stärken. Wenn ihr diesen Schritt gegangen seid, könnt ihr im Anschluss den nächsten gehen. Lasst euch nicht stressen und geht euren Weg, so wie er sich für euch richtig anfühlt. Was für mich immer wichtig war, ist auch die menschliche Komponente. Der zweite Tipp ist deswegen fast trivial: Geht mit eurem Umfeld, euren Interviewpartner:innen und euren Kolleg:innen so um, wie ihr gerne möchtet, dass sie mit euch umgehen. In Kurzform: seid offen, fair und respektvoll.

Eva Köhler

…arbeitet als Journalistin und Innovationsmanagerin in Hamburg. Sie war u.a. als Innovationsmanagerin für den Spiegel tätig und entwickelte den Podcast She likes Tech für den NDR.

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