Junge Perspektiven im europäischen Journalismus
Patrick Große koordiniert ein internationales Redaktionsteam bei der Deutschen Welle, das Social Media-Inhalte für junge Europäer produziert. Im Interview spricht er über die Herausforderungen der interkulturellen Zusammenarbeit und welche Fähigkeiten für den Job wichtig sind.
Werksgelände: Was macht man eigentlich als Head of Content ENTR bei der DW?
Patrick Große: Als Head of Content bin ich im Grunde Chefredakteur des Projekts ENTR. Wir erstellen Social Media-Inhalte in zehn Sprachen auf 23 Kanälen auf Instagram, Facebook, Youtube, X und TikTok. ENTR möchte junge Menschen zwischen 18 und 34 Jahren erreichen und mit ihnen über ihr Leben in Europa diskutieren. Wir schauen daher sehr stark über Ländergrenzen und vergleichen die Situation in der EU: Wie können wir voneinander lernen? Welche Diskussionen werden in einem anderen Land genauso oder komplett anders geführt? Ich bestimme aber nicht über alle Inhalte, sondern ich koordiniere die redaktionelle Zusammenarbeit von Redaktionsteams in acht verschiedenen Ländern. Bei welchen Inhalten können wir zusammen arbeiten? Was produziert ein Land für die anderen Partner? Dieser tägliche Austausch mit verschiedenen Ländern und Kulturen ist die Stärke des Angebots.
Es ist einfach unglaublich spannend zu sehen, welche Diskussionen und Themen parallel in ganz Europa besprochen werden.
- Patrick Große
Welche Erfahrungen oder Talente sollte man für den Job mitbringen?
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal ein so großes Team leite und koordiniere. Generell ist meine Überzeugung, dass jede und jeder mit ihren beziehungsweise seinen Aufgaben wachsen kann. In meinem Job ist es aber von Vorteil, ein generelles Interesse an den europäischen Kulturen und der europäischen Zusammenarbeit mitzubringen. Außerdem ist es wichtig, gut zuzuhören und die Sorgen der Kolleg:innen ernst zu nehmen. Wenn Personen aus verschiedenen Ländern zusammenarbeiten, kann es schon mal zu sprachlichen oder kulturellen Missverständnissen kommen. Am Anfang hatte ich auch Angst, dass mein Englisch nicht gut genug ist. Aber keine Sorge, auch das kommt mit der Übung.
Was reizt Dich an Deinem Beruf?
Es ist einfach unglaublich spannend zu sehen, welche Diskussionen und Themen parallel in ganz Europa besprochen werden. Irgendwie ist der Kontinent eins, und doch in seinen Facetten sehr unterschiedlich. Diese Facetten sind es, die mich jeden Tag etwas Neues dazu lernen lassen. Es wird nie langweilig. Außerdem arbeite ich in meinem Job mit sehr vielen jungen Journalist:innen zusammen. Dabei entstehen immer wieder neue und kreative Ideen, die wir sofort ausprobieren können. Ich leite zwar das europäische Redaktionsteam, dennoch fühlt es sich so an, als würde ich mit vielen Freund:innen in meinem Alter zusammen arbeiten. Darüber hinaus komme ich natürlich auch ein wenig rum in Europa, wenn ich die verschiedenen Journalist:innen vor Ort besuche.
Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Job?
Das Projekt ist während der Corona-Pandemie entstanden. Wir haben uns in den ersten zwei Jahren nur auf dem Bildschirm gesehen. Das ist bis heute eine der größten Herausforderungen. Zwar stehen wir im täglichen Austausch miteinander, dennoch geht bei der Kommunikation in 2D doch einiges verloren. Ich muss immer darauf aufpassen, dass keine Missverständnisse entstehen und kein Team in Europa sich vernachlässigt fühlt.
Patricks Tipps für den Nachwuchs
Es ist gut einen mittelfristigen Plan zu haben, dennoch sollte der so flexibel wie möglich sein. Am Ende kommt es immer anders als man denkt. Neben meinem Job bei der DW habe ich zum Beispiel die Marke „The AI Journalist“ gegründet und gebe nun Journalist:innen und Medienschaffenden Tipps für ihre Nutzung von KI im Arbeitsalltag. Das hatte ich vor zwei Jahren noch nicht auf meiner Bingokarte. Seid immer offen für Neues und traut euch, neue Wege einzuschlagen. Jeder kann an seinen Aufgaben wachsen.

Patrick Große
… ist Journalist und Head of Content bei ENTR – einem Digitalprojekt, das den Jugendaustausch in Europa fördern soll. Außerdem hat er den Newsletter und Blog The AI Journalist gegründet.
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