"Wir wollen mit SPIEGEL Start eine jüngere Perspektive einnehmen"

Das Magazin „SPIEGEL Start“ will politische und gesellschaftliche Themen für eine junge Zielgruppe aufbereiten. Auf Seiten der Journalist:innen brauche es dafür Durchhaltevermögen und Flexibilität, sagt Redaktionsleiterin Sophia Schirmer. Dafür bekämen sie die Möglichkeit, die Dinge „ein bisschen anders zu machen“.

Werksgelände: Was macht man eigentlich als Redaktionsleiterin bei SPIEGEL Start?

Sophia Schirmer: Ziemlich viel Verschiedenes. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit sind natürlich Inhalte: Ich leite unsere Themenkonferenzen, feile mit den Redakteur:innen an Textideen, beauftrage freie Autor:innen, redigiere die fertigen Geschichten und koordiniere ihre optimale Ausspielung mit anderen Abteilungen im Haus. Welcher Text sollte hinter die Bezahlschranke, welcher frei verfügbar sein, und welcher unbedingt in die gedruckte SPIEGEL-Ausgabe? Wie können wir SPIEGEL Start strategisch weiterentwickeln? Das sind Fragen, die ich mir täglich stelle. Außerdem verbringe ich viel Zeit mit Personalthemen, caste neue Mitarbeitende und gucke, was die bestehenden Teammitglieder brauchen. Leiten, das habe ich in den vergangenen drei Jahren gelernt, bedeutet vor allem: reden.

Welche Erfahrungen oder Talente sollte man für den Job mitbringen?

Jeder Arbeitstag bei uns ist anders, man muss also flexibel sein. Und neugierig auf Themen, die vielleicht nicht ins klassische Politik-Wirtschaft-Feuilleton-Schema passen. Schließlich wollen wir bei SPIEGEL Start Dinge ein bisschen anders machen, andere Zugänge finden, eine jüngere Perspektive einnehmen. Das heißt auch, dass man Durchhaltevermögen braucht: Manchmal klappt die Umsetzung einer Idee nicht aufs erste Mal, dann muss man neue Wege suchen, um an Protagonist:innen zu kommen, oder noch eine Redigaturschleife drehen.

Bei Start haben wir schon viel ausprobiert, einen Podcast, ein gedrucktes Magazin, einen Newsletter. Ich bin selbst gespannt, was uns als nächstes einfällt.

- Sophia Schirmer

Was reizt Dich an Deinem Beruf?

Journalismus ist schnelllebig geworden, es gibt nicht mehr den einen Weg, den man jahrzehntelang stoisch beschreiten kann. Dafür ändern sich die Themen und auch die Bedürfnisse der Nutzer:innen zu schnell. Das ist manchmal anstrengend – aber es eröffnet auch enorme Gestaltungsmöglichkeiten. Bei Start zum Beispiel haben wir schon viel ausprobiert, einen Podcast, ein gedrucktes Magazin, einen Newsletter. Ich bin selbst gespannt, was uns als nächstes einfällt.

Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Job?

Mit SPIEGEL Start wollen wir eine jüngere Zielgruppe erreichen, die andere Bedürfnisse hat und Medien anders nutzt als der „klassische“, eher ältere SPIEGEL-Leser. Oft sind wir nicht mehr Teil der Gewohnheiten dieser Zielgruppe, uns zu lesen oder zu hören ist nicht Bestandteil ihres Alltags. Das zu ändern, ist eine Herausforderung.

Was war Dein bisher größter Flop im Job, und was hast Du daraus gelernt?

Wenn eine Geschichte, die uns am Herzen liegt und in die wir viel Arbeit gesteckt haben, nicht das Publikum findet, das sie verdient – dann ist das jedes Mal ein Flop für mich. Hinterher nehme ich mir immer vor, noch mehr über den richtigen Ausspielweg nachzudenken, noch mehr am Zuschnitt zu feilen. Und da ist es ganz egal, ob ich die Geschichte selbst geschrieben oder „nur“ redigiert habe.

Tipps

Sophias Tipps für den Nachwuchs

Im bislang letzten Praktikum meiner Laufbahn sagte eine Kollegin einen wunderbaren Satz zu mir: „Journalisten müssen nerven, im Zweifel auch sich gegenseitig.“ Natürlich kann man es übertreiben, aber grundsätzlich finde ich: ein bisschen zu nerven, schadet nicht. Also fragt eure Kolleg:innen im Praktikum nach Feedback zu euren Geschichten, lasst euch erzählen, wer wie an welchen Job gekommen ist. Wir alle können viel voneinander lernen – wenn wir miteinander sprechen.

Sophia Schirmer

… leitet seit September 2020 das Team von SPIEGEL Start , einem journalistischen Angebot, mit dem sich der Spiegel im Netz an die Zielgruppe U30 richtet. SPIEGEL Start ist das Nachfolgeprojekt von bento, der vorherigen Jugendmarke des Spiegel.

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